DIE MAUS lädt zum Online-Vortrag via ZOOM ein!
Thema:
Das Bremer Domkapitel im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung
Referent: Dr. Christian Hoffmann, Hannover

Dr. Christian Hoffmann ist Doktor der Geschichte und seit 2021 Archivdirektor an der Abteilung Hannover des Niedersächsischen Landesarchivs. Er war Geschäftsführer der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen und ist Dozent am Studieninstitut Niedersachsen und an der Archivschule Marburg. Seit 2010 bearbeitet Dr. Hoffmann das Domstift Bremen für die Germania Sacra. Er hat zahlreiche Bücher und Schriften zur niedersächsischen Landesgeschichte und zur Archivwissenschaft veröffentlicht. Wer an einer Auswahl der Veröffentlichungen interessiert ist, kann sie bei der MAUS unter <archiv@die-maus-bremen.de> anfordern.

Und wer sich vorab einen Überblick über das Thema verschaffen möchte, kann hier das Wichtigste nachlesen:

de.wikipedia.org/wiki/Domkapitel_Bremen

Uhrzeit: 26.Apr. 2023 19:00 Uhr, PM Amsterdam, Berlin, Rom, Stockholm, Wien

Meeting-Link:
https://us02web.zoom.us/j/83501609911?pwd=aC9CUVU5L3g3VVBNZEFDRmtYTnF1dz09

Meeting-ID: 835 0160 9911

Kenncode: 922020

Und darum geht es:

Das Domkapitel des Erzstifts Bremen zählt zu den interessantesten der rund 50 Domkapitel des Alten Reiches. Von dem allgemeinen spätmittelalterlichen Prozess der Zugangsbeschränkung auf Adelige wurde das Bremer Domkapitel erst spät (1477) und nur unvollständig erfasst. So zeichnet sich dieses Domkapitel dadurch aus, dass es hier nie zur vollständigen Verdrängung bürgerlicher Bewerber kam. Gleichzeitig waren die Bremer Domkanonikate auch für die Reichskirchenpolitik verschiedener hochadeliger Fürsten- und Grafenhäuser von großer Bedeutung.

Das gemeinständische Domkapitel ging aus dem Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung als gemischtkonfessionelles Gremium hervor. Dies war das Ergebnis eines weitgehend schleichenden Prozesses, der auf Grund der jahrzehntelangen Schließung der Domkirche und eines langen Exils der Domherren kaum Konfliktstift mit der schließlich reformierten bremischen Stadtgesellschaft barg. Amtierende Domherren wurden protestantisch, Söhne v. a. der lutherisch gewordenen Familien der Ritterschaft des Erzstifts Bremen traten in das Domkapitel ein. An die Stelle der Konkubinen der vorreformatorischen Zeit traten in der Mitte des 16. Jahrhunderts legitime, nach evangelischem Ritus angetraute Ehefrauen der Domherren. Der päpstliche Einfluss auf die Besetzung der Domherrenstellen schwand zunehmend; vollständig jedoch verschwand das katholische Element nie.

Am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges setzte der Papst das alte Instrument der Provision (Verleihung eines Kirchenamtes) gezielt wieder ein, um das Bremer Domkapitel mit katholischen Personen zu durchsetzen. Diese Provisionisten konnten ihre Ansprüche vor Ort in Bremen allerdings erst im Rahmen der Durchführung des kaiserlichen Restitutionsedikts im Erzstift Bremen ab September 1629 durchsetzen, so dass vorübergehend der katholische Anteil unter den Domherren wieder deutlich anstieg. Die Besetzung des Erzstifts Bremen durch schwedische Truppen im Frühjahr 1632 machte diese Restitutionsbemühungen jedoch zunichte. Durch den Westfälischen Frieden von 1648 fiel das Erzstift Bremen schließlich ganz an die Krone Schweden, die aus den vagen Formulierungen des Friedensvertrags die Berechtigung zur Aufhebung des Domkapitels ableitete. Proteste der Domherren gegen die entschädigungslose Einziehung des Kapitelsvermögens waren angesichts der schwedischen Machtstellung vergeblich.

Der Vortrag beleuchtet verschiedene Aspekte der Konfessionsgeschichte des Bremer Domkapitels. Da es eine offizielle Stellungnahme des Domkapitels hierzu nie gab, müssen biografische Aspekte verschiedener Domherren betrachtet werden. Ferner gibt der Blick der Beibehaltung alter Statuten und dem Umgang der protestantischen Kapitelsmehrheit mit dem altkirchlichen Erbe.